Objekt & Installation
PAV_Stipendium Pinneberg 2025 „Kunst (un)begrenzt)“ – Projekt EISSCHMELZE
Auszug aus der Eröffnungsrede von Manya Gramsch, Kunsthistorikerin
Wie Sie sicherlich bereits wissen: Heute dürfen wir die Werke der Stipendiatinnen des kleinsten Stipendiums der Welt bestaunen, das in diesem Jahr bereits zum 8. Mal vergeben wurde. Wie auch in den Jahren zuvor, stand der Pavillon den Künstlerinnen mit seinen etwas über 12 m² für je 24 Stunden zur freien Verfügung, um Kunst zu produzieren, in den Austausch zu gehen oder einfach einmal nachzudenken oder neue Ideen zu entwickeln.
Das Besondere am Pavillon Stipendium ist also genau das: Ein kleiner Raum, der ganz große Freiräume ermöglicht.
Auch die Künstlerinnengruppe diejury wurde von der Geschichte dieses Ortes zu ihrer Arbeit inspiriert. Für die Gruppe steht der Pavillon als Zeichen der Freundschaft sinnbildlich für eine in der Zeit eingefrorene Erinnerung, die sich bis heute trägt. Aus diesem Gedanken entwickelte sich die Idee zu der Arbeit „Zeitschmelze“.
In ihrer Bewerbung beschreiben die Künstlerinnen ihre Idee pointiert:
„ZEITSCHMELZE ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Komplexität und Relativität der Zeit, die sowohl messbar als auch subjektiv erfahrbar ist. In dieser Installation treffen verschiedene Dimensionen der Zeit aufeinander: die objektive, naturwissenschaftlich messbare Zeit, die persönliche Wahrnehmung und die visuelle Darstellung von Zeitveränderung.“
Es geht also um das Sichtbarmachen von vergangener Zeit einerseits und um das Erfahrbarmachen von individuellen Zeitempfindungen andererseits.
Zur Vorbereitung begann die Gruppe bereits vor einem Jahr die ersten „Eisperimente“, wie sie ihre Versuche selber nennen, vorzunehmen. Dabei wurden verschiedene Farbmittel zu immer wieder unterschiedlich großen Eiswürfeln gefroren, die dann zum Schmelzen auf diverse Papiere gesetzt wurden. Auf diese Weise wurden geduldig die perfekten Bedingungen für den Tag im Pavillon ausgelotet, sodass wir heute 5 ganz persönliche Ergebnisse aus etwas mehr als einer halben Stunde „Zeitschmelze“ betrachten können.
Die Arbeiten setzen sich zusammen aus je einem feinen Japanpapier, auf dem ein Tinten-Eiswürfel geschmolzen ist, und einem mit Text gefüllten Holzrahmen. Die feinen, fast schon poetischen Tintenformationen, die die Flüchtigkeit des Schmelzvorganges eingefangen haben, wurden durch den Trocknungsprozess gewissermaßen erneut für die Ewigkeit eingefroren und in diesem Zustand vor ein schriftliches Zeitprotokoll gesetzt, das die subjektiven Empfindungen und Gedanken der Künstlerinnen sichtbar macht. Die Inhalte der Texte fallen dabei ganz unterschiedlich aus und drehen sich etwa um Themen wie die Gletscherschmelze oder aber fangen spontane Eindrücke des Moments und damit verbundene Assoziationen ein. Geschrieben wurde direkt in den Rahmen und genau so lang wie der Schmelz- und Trocknungsprozess gedauert hat. In diesem Vorgehen heben die Künstlerinnen besonders die Unumkehrbarkeit von jedem Augenblick hervor. Alles was einmal passiert – oder in diesem Fall geschrieben wurde oder sich durch das Schmelzen geformt hat – kann nicht wiederholt oder rückgängig gemacht werden.
Zeit wird in dieser Arbeit also als wandelbarer Zustand definiert und nicht nur als messbare, konstante Größe: Der Schmelzprozess lässt sich beliebig oft wiederholen und Minuten und Stunden sich mit der Uhr messen, doch die visuellen Ergebnisse werden immer wieder andere sein und die subjektiv erlebte Zeit je nach momentaner Perspektive variieren.
So lädt „Zeitschmelze“ uns dazu ein über unser eigenes Zeitempfinden nachzudenken und unseren eigenen Assoziationen nachzufühlen. Während im Pavillon die Zeit stillzustehen scheint, fragen wir uns vielleicht: Wann vergeht sie für mich quälend langsam und wann rinnt sie mir scheinbar rasend schnell durch die Finger?
Käfig Installationen
Diese Installationen befassen sich mit latenter Gefahr/ Bedrohung, der Notwendigkeit von Schutz bei Krankheit und Verletzung und der Unfreiheit, Gedanken aus Schutz, Scham und Unsicherheit für sich zu behalten.
























